Ulrike Bingel • Die Macht der Erwartung
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 Published On Jun 14, 2024

Wie Plazebo- und Nozeboeffekte den Therapieerfolg beeinflussen

Aufzeichnung des Vortrags vom 16.05.2024 • Veranstaltungsreihe »Vom Reiz des Übersinnlichen«

Moderation: Brigitte Winkelmann

Veranstalter: Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs Kortizes (https://kortizes.de/​​​)

In Kooperation mit der Giordano-Bruno-Stiftung gbs (https://www.giordano-bruno-stiftung.de​​)

Plazebos waren im Laufe der Menschheitsgeschichte immer wichtige Instrumentarien der Heilenden: Tinkturen, Wickel und Pflanzenextrakte wurden gezielt mit Ritualen verbunden, um den Leidenden zu helfen. Hoffnung, positives Denken und Vertrauen waren seit jeher unabdingbar mit dem Heilversuch verknüpft. Dass solche Effekte die Wirksamkeit medizinischer Behandlungen erheblich verbessern können, wusste bereits der griechische Philosoph Platon vor fast 2.500 Jahren. Trotzdem waren die Effekte von Kontext, Kommunikation und Erwartungen bei medizinischen Behandlungen lange nur wenig erforscht und oftmals gar belächelte Randphänomene.

Heute wissen wir: Die treibende Kraft von Plazebo- und Nozeboeffekten ist die an die Behandlung geknüpfte Erwartung. Diese formt sich durch Erfahrungen, Informationen, die Medien sowie die Arzt-Patienten-Kommunikation und triggert dann höchst komplexe Vorgänge in Gehirn und Körper. Erwartungen bedingen aber nicht nur die Wirkung von Plazebobehandlungen, vielmehr kann die individuelle Erwartung jede medizinische Behandlung – zum Guten oder zum Schlechten – stark beeinflussen.

In ihrem Vortrag geht Prof. Ulrike Bingel auf die aktuellen Forschungsfragen: Welche biochemischen Mechanismen, welche Botenstoffe und Rezeptoren bewirken den Einfluss der Behandlungserwartung in Gehirn und Körper? Wie interagieren diese Signalketten mit Medikamenten und vermögen so die Wirksamkeit zu stärken oder zu schwächen? Warum sind diese Effekte bei verschiedenen Erkrankungen und Patienten unterschiedlich? Und wie können Therapeuten Plazebo- und Nozeboeffekte nutzen, um medizinische Behandlungen zum Wohle von Patientinnen und Patienten zu verbessern?

Prof. Dr. Ulrike Bingel ist Professorin für klinische Neurowissenschaften an der Universität Duisburg-Essen und leitet das Zentrum für Universitäre Schmerzmedizin sowie das Rückenschmerzzentrum der Essener Universitätsklinik für Neurologie. Sie studierte Humanmedizin in Essen und absolvierte im Lauf ihrer Ausbildung mehrere Forschungsaufenthalte, u.a. in London, Seattle, Hamburg und Oxford. U.a. ist sie Mitglied im Beirat der Deutschen und der Internationalen Schmerzgesellschaft (IASP). Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der systemischen Neurowissenschaften. Besonders intensiv beschäftigt sie sich mit der Diagnostik und Therapie von chronischem Schmerz sowie mit Placebo- und Nocebo-Effekten.

Infoseite der Veranstaltung: https://kortizes.de/event/16-04-2024

Ein Film von Andreas Weimann

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