Max Reger op. 63 Monologe - Heft 1 - Furtwängler & Sohn, Gronau 1860
Christoph Bossert Christoph Bossert
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 Published On May 18, 2024

Ein Furtwängler-Portrait anhand der drei Hefte:
Gronau 1860 / Lüneburg 1899 / Salzwedel 1914
Heft I / Ph. Furtwängler & Sohn, Gronau 1860
1. Präludium c-Moll
2. Fuge C-Dur
3. Canzone g-Moll
4. Capriccio a-Moll

Tonmeister: Alexander Hainz
Schnitt: Alexander Hainz, Erik Konietzko
Kommentar von Christoph Bossert zu den Monologen Opus 63 von Max Reger / Mai 2024:

Keine leichte Kost!
In meinen Darlegungen zu Regers Opus 59 habe ich herausgearbeitet, dass dieses Werk, das zuweilen ‚Orgelmesse‘ genannt wird, bei Reger hinsichtlich seiner Orgelmusik einen wesentlichen neuen Schaffensaspekt einleitet, nämlich die zyklische Konzeption. Im Falle von op. 59 kann man sehr klar zum einen die Zweiteiligkeit, zum andern eine Symmetriekonzeption aller zwölf Stücke erkennen.

Im Falle des ebenfalls zwölf Stücke umfassenden Zyklus der Monologe op. 63 liegt eine Dreiteiligkeit zu je vier Stücken vor. Verlegerisch aufbereitet wurden daraus drei ‚Hefte‘ zu je vier Sätzen. Ähnlich einer viersätzigen Sonate beispielsweise wie der vorausgehenden Zweiten Sonate d-Moll op. 60 ist in jedem solchen Heft ein langsamer Satz enthalten, den Reger nun aber nicht, wie es in der Sonate üblich wäre, an die zweite Stelle, sondern immer an die dritte Stelle setzt. So ergibt sich ein sehr klarer dreimal sehr ähnlicher Ablauf: Ein Paar macht den Anfang, gefolgt von einem langsamen und einem raschen Stück.

Dass Reger tatsächlich einmal einen schnellen Satz leise enden lässt, ist bereits überraschend. Noch überraschender ist, dass er seinen gesamten zwölfteiligen Zyklus somit im Pianissimo enden lässt. Dies wirft ein Licht auf die Pointierung von Schlussbildungen in diesem Opus 63.

Gewiss ist Regers Musik des op. 63 keine leichte Kost! Drei der jeweils vier Sätze sind bewegt bis sehr bewegt gehalten und vielleicht teilweise auch provokativ zu verstehen. Beispielsweise beginnt Nr. 4 Capriccio a-Moll mit a‘-c‘‘-e‘‘-gis‘‘, ohne dass sich Ton gis‘‘ zu Ton a‘‘ hin auflösen würde. Ein anderes Beispiel ist Nr. 7 Ave Maria A-Dur. Kaum wurde man der Tonart A-Dur und darin der Durterz cis gewahr, erklingt zu Beginn von Takt 2 bereits C-Dur, gefolgt von einer Modulation in Richtung f-Moll, sodass sich Ton cis des Taktes 1 einen Takt später bereits enharmonisch in Ton des verwechselt. Auf Stück 7 Ave Maria folgt Stück 8 Fantasia C-Dur, wobei diese Tonart erst ganz zum Schluss überhaupt erkennbar wird, woraus sich eine völlig überraschende Schlusspointierung ergibt. Dabei liegt folgendes vor: Die vermeintliche Fantasie C-Dur beginnt in a-Moll und von C-Dur als Tonart ist innerhalb der 54 Takte dieses Stückes bis Takt 45 nicht im Geringsten etwas zu bemerken. In Takt 45 liegt für drei Halbe ein Orgelpunkt G vor, worauf erneut a-Moll folgt. Takt 51 wirft dann völlig überraschend den Anker erneut bei Orgelpunkt G, gefolgt von Orgelpunkt C in den beiden Schlusstakten.

Das Ergebnis ist eine Fantasie, deren Beginn gleichsam ‚mit der Tür ins Haus fällt‘, von a-Moll her zu verstehen ist und völlig unerwartet in C-Dur schließt. Mit dieser Fantasie und ihrem völlig unvermittelt erscheinenden Schluss endet dann Heft II von Regers op. 63 überraschend in C-Dur. Auf op. 63 als Ganzes gesehen kehrt jedoch etwas in einer C-Dur-Schlussgeste im vollen Werk nahezu wörtlich wieder, nach der Schluss von Nr. 2 Fuge C-Dur. Dort ist die Konzeption sehr klar erfassbar: Nr. 1 und 2 sind Praeludium c-Moll und Fuge C-Dur.

Jetzt weiß man, wo Regers ‚Monologe‘ op. 63 wohl anknüpfen: 1896 schrieb Richard Strauß seine Tondichtung für Orchester Also sprach Zarathustra – frei nach Friedrich Nietzsche. Das C-Dur – c-Moll vs. c-Moll – C-Dur ist seitdem zu einem ähnlichen Topos geworden wie Anfang und Schluss von Beethovens Fünfter Symphonie.

Im Herbst 1898 komponiert Reger seine Phantasie und Fuge c-Moll op. 29: Herrn Richard Strauß verehrungsvollst zugeeignet.

Punctus contra punctum: Weiß man darum, dass Reger die Tonart C-Dur äußerst selten komponiert und weiß man, ausgehend beispielsweise von op. 27 Ein feste Burg um den sehr pointierten oder ausgehend von op. 52, 2 Wachet auf! um die äußerst bewusste und höchst subtile Setzung von C-Dur an vier Stellen dieser Choralphantasie, dann möge man nun an den „Monolog Nr. 8“ aus Opus 63 dementsprechend subtile Rückfragen stellen. Dass Reger mit op. 63 / 2 ein ausladende Orgelfuge in C-Dur schreibt, ist im Grunde – von op. 56, 4 als einem eher kleineren Werk abgesehen – die absolute Ausnahme.

Meine weiterführenden Gedanken dazu lauten:
Heft I setzt mit Monolog Nr. 1 und 2 c-Moll und C-Dur; Monolog Nr. 4 setzt a-Moll.
Heft II setzt mit Monolog Nr. 5 f-Moll und endet mit Halbschluss in C-Dur; Nr. 6 umkreist
C-Dur indirekt, denn es ist die Dominante der Grundtonart f-Moll; Monolog Nr. 8 setzt zwar im . . . . . . . . . . .
Den gesamten Kommentar finden Sie auf der Homepage von DVVLIO
https://www.innovatopn-orgellehre.dig...
unter Inhalte - Reger zum 150. Geburtstag - op. 63 oder als Fortführung in op. 63 Heft II und III

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